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Chlorgasaustritt in Kurklinik

Eine kleine Unachtsamkeit führte am Dienstagmorgen gegen 09.30 Uhr zu einem Chlorgasaustritt im Schwimmbad der Sankt Rochus Klinik in Bad Schönborn-Mingolsheim, welcher 76 Verletzte und einen stundenlangen Großeinsatz der Feuerwehr nach sich zog.

Mit dem Einsatzstichwort „Chlorgasausströmung“ wurde die Freiwillige Feuerwehr Bad Schönborn, die Führungsunterstützung aus Östringen, sowie die Gefahrgutzüge Karlsruhe Land Nord und Süd, in die Sankt Rochus Klinik in der Kraichgaustraße in Bad Schönborn-Mingolsheim alarmiert.

Im Bereich des dortigen Schwimmbades vermischte ein Arbeiter einer Fremdfirma, vermutlich aufgrund einer Unachtsamkeit, die beiden Stoffe Schwefelsäure und Natriumhypochlorit (auch bekannt als Chlorbleichlauge) miteinander. Bei der Verbindung dieser Stoffe kam es zu einer chemischen Reaktion und es entstand Chlorgas, welches freigesetzt wurde. Als die Arbeiter ihren Fehler bemerkten, verließen sie umgehend das Gebäude und alarmierten die Feuerwehr.

Die ersteintreffenden Einsatzkräfte begannen nach der Erkundung sofort mit der Evakuierung und großräumigen Absperrung des betroffenen Klinikbereiches. Bereits bei der Erkundung war ein starker, beißender Chlorgasgeruch wahrzunehmen. Des Weiteren klagten zahlreiche Personen, welche sich zu diesem Zeitpunkt im Schwimmbad und den Nebenräumen befanden, über Atemwegsreizungen.

Der erste Angriffstrupp der Feuerwehr Bad Schönborn betrat unter Atemschutz das Schwimmbad, um erste Maßnahmen gegen die fortschreitende chemische Reaktion zu treffen. Die nachfolgenden Kräfte des Gefahrgutzuges richteten einen Dekontaminationsplatz zur Reinigung der verschmutzten Schutzanzüge ein. Um die austretenden Dämpfe niederzuschlagen, wurde vor dem Schwimmbad ein Hydroschild in Stellung gebracht. Des Weiteren wurden die Türen im Zwischengebäude geschlossen und die Lüftung deaktiviert. Dadurch konnte verhindert werden, dass sich die giftigen Dämpfe weiter ausbreiten konnten.

Zeitgleich richtete der Rettungsdienst einen Patientensammelplatz im Bereich der Cafeteria im Klinikgebäude ein. Dort wurden insgesamt 76 Betroffene zuerst gesichtet und dann durch das Ärzteteam der St. Rochus Kliniken behandelt. Hierbei wurden bei einer Person mittelschwere Verletzungen festgestellt. Allesamt klagten über Atembeschwerden und Atemwegsreizungen. Glücklicherweise musste jedoch keiner in eine Spezialklinik transportiert werden.

Die Spezialkräfte des Gefahrgutzuges gingen mit Trupps in Chemikalienschutzanzügen in das Gebäude vor um Messungen durchzuführen. Hierbei wurde eine erhöhte Konzentration von Chlorgas gemessen. Um ein weiteres Austreten zu verhindern musste der Behälter mit einem dafür geeigneten Stoff neutralisiert werden. Während dieser Tätigkeiten wurde außerdem eine erhöhte Konzentration an Schwefeldioxid festgestellt. Als das Voranschreiten der Reaktion verhindert werden konnte und die Neutralisation abgeschlossen war, erfolgten weitere Messungen. Da sich die Gase im kompletten Keller ausgebreitet hatten wurde entschieden, den Bereich zu entlüften. Hierzu wurde der Großlüfter der Werkfeuerwehr des Kernkraftwerk Philippsburg angefordert, damit die Gase aus dem Gebäude gesaugt werden konnten. Der Einsatz dauerte insgesamt 9 Stunden.

Besonders hervorzuheben ist, dass die Zusammenarbeit mit der Klinikleitung reibungslos funktioniert hat. In der Vergangenheit wurden solche Großschadenslagen auch zusammen mit der Feuerwehr immer wieder geübt. In diesem Großeinsatz hat sich das intensive Training ausgezahlt.

Die Feuerwehr war mit etwa 100 Einsatzkräften aus den Wehren Bad Schönborn und Östringen, sowie den beiden Gefahrgutzügen Karlsruhe Land Nord (Menzingen, Münzesheim, Bretten) und Land Süd (Ettlingen, Malsch, Rheinstetten) und einem Fachberater aus Weingarten unter der Leitung des stellvertretenden Kommandanten Thorsten Albrecht im Einsatz.

Der Rettungsdienst war mit 4 Rettungswagen, 3 Notärzten und der Schnelleinsatzgruppe Nord mit 26 Helfern des Roten Kreuzes unter der Leitung des Kreisbereitschaftsleiters Alexander Schmidt im Einsatz. Auch der leitende Notarzt Dr. Richard Spörri und der stellvertretende Kreisbrandmeister der Feuerwehr Ullrich Koukola waren vor Ort. Die Polizei war mit mehreren Streifenwagen und der Kriminalpolizei unter der Leitung von Gerd Volland im Einsatz und hat die Ermittlungen aufgenommen.

Bericht: Fabian Geier, Pressesprecher Lkr. Karlsruhe/Paul Weiser, Pressesprecher FF Bad Schönborn

06.03.2018